Lorette und Simon

Lilo Häfner Verlag

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Lorette und Simon

Lorette und Simon

Diesen Jugendroman schrieb der Autor im Auftrag der Landeshauptstadt Saarbrücken zu ihrer 1000-Jahr-Feier. Er erzählt vom Leben und von den Abenteuern zweier Findelkinder aus dem 13. Jahrhundert im Ordensgut der Deutschritter in Alt-Saarbrücken.

Leseprobe

…..Mattis wartete sicher schon auf seine wöchentliche Essensration und wenn er auch sonst schon keine Rechte besaß, verhungern lassen konnte man ihn schließlich nicht. Lorette stellte den Holzeimer auf die Straße, in dem der Rest der Morgensuppe noch dampfte. Dann holte sie sich einen großen Korb aus dem Schuppen und machte ihren Rundgang durch das kleine Dorf. In allen Häusern sammelte sie Lebensmittel für den Pferdehirt, der mit seinen Tieren am anderen Ende des Ordensgutes im Wald hauste. Der Suppeneimer füllte sich mehr und mehr mit den Resten der anderen Frühstücke, die Brühe wurde mit der Zeit immer bunter. Die festen Nahrungsmittel tat sie in den Korb: Obst, Brot, Käse, manchmal sogar ein Stück Honigkuchen, wenn es jemand besonders gut meinte, oder ein Hühnerbein, das noch nicht ganz abgenagt war. Schwer beladen machte sie sich auf den Weg.

Der schmale Pfad, der sie aus dem Dorf heraus und immer tiefer in den Wald führte, war an einigen Stellen schon wieder von Pflanzen überwuchert. Wenn er nicht ständig gesäubert würde, wäre er in wenigen Wochen total verschwunden. Zuerst erreichte sie Adalbert, den Köhler. Schwarz wie ein Teufel kroch er zwischen seiner Holzkohle herum. Außer ein paar Flecken von seinem Hemd, das einmal weiß gewesen war und seinen Zähnen sah man fast nichts von ihm. „Ich komme gleich wieder zurück“, rief sie ihm zu, „und nehme einen Korb Holzkohle mit.“ „Ist gut“, sagte Adalbert, „ich lege dir ein paar besonders schöne Stücke raus.“ Nach einer halben Stunde erreichte sie die große Lichtung, auf der die Pferde- und Schweinezucht des Gutes betrieben wurde. Das Wiesengelände war weitaus größer als das Dorf. So hatten die Tiere immer genügend zu fressen und genügend Auslauf. Ausbrechen konnten sie nicht. Zur Saar und zur Stadt Saarbrücken hin war das Gut mit einer großen Mauer umgeben, auf der anderen Seite, wo Lorette sich jetzt befand, war das Dornengestrüpp des Hagens ein unüberwindbares Hindernis. Die kleinen roten Wildrosen des Hagedorns, unter die sich die weißen Blüten der Schlehen mischten, boten einen herrlichen Anblick. Aber dieser Wall war das beste Beispiel dafür, dass Schönheit sehr trügerisch sein kann. Es war unmöglich, durch dieses Gestrüpp zu dringen. Es würde einem Kleider und Haut in Fetzen reißen.

Ein paar Ferkel liefen quiekend um Lorettes Beine, als sie die Lichtung betrat. Die älteren Pferde grasten friedlich und beachteten sie nicht. Ein paar Fohlen jagten sich gegenseitig und tobten ihren Spieltrieb aus. Mattis saß vor seiner Laubhütte auf dem Boden, die Augen geschlossen döste er in der Sonne. Lorette hoffte, er würde nicht aufstehen. Aber natürlich würde er das tun und dann würde sie sich wieder fürchten. Mattis war nämlich ein Riese. Mindestens drei Ellen ist er hoch“, hatte Simon behauptet. Dann hatte sie versucht, sich das einmal richtig vorzustellen. Simon hatte ein Stück Holz genommen, das ungefähr so lang war wie sein Arm, dann hatte er das Holzscheit dreimal hintereinander in den Sand der Dorfstraße gedrückt und sich neben die Furche gelegt, die durch den Abdruck des Holzes in der Dorfstraße entstanden war. Demnach musste Mattis fast doppelt so groß sein wie Lorette. Allein das war schon zum Fürchten genug. Und was Adalbert erzählte, war nahezu grauenhaft. „Wenn eine Sau frische Ferkel geworfen hat“, behauptete er, „dann brät sich Mattis eines am Spieß, aber er macht sich nicht erst die Mühe es auszunehmen. Er brät es und frisst es mit allen Innereien und sogar mit den Knochen.“ Das war bestimmt übertrieben und eine Geschichte, die eher von Münnich von Hausen stammen konnte.

Mattis hatte nicht richtig geschlafen. Als er Lorette kommen hörte, reckte und streckte er sich und erhob sich mit krachenden Gelenken. Sie hielt ihm hastig den Eimer hin. „Da…die..die..Suppe“ stammelte sie. Der Riese grunzte nur, beugte sich herunter und fasste den Eimer mit seinen enormen Pranken. Er setzte ihn an die zahnlose Öffnung, die sich irgendwo in dem Gestrüpp seines verfilzten Bartes befand. Dann gurgelte er die gräuliche Mischung aus den Resten von zwanzig lauwarmen Frühstückssuppen in einem Rutsch in sich hinein und Lorette dachte: „Vielleicht stimmt die Geschichte mit dem Ferkel doch.“ Sie schüttete den Inhalt des Korbes auf die Wiese und raste wie ein Blitz zurück in den Wald.

Presse

Ideen zum Stadtjubiläum: Axel Herzog schreibt Jugendbuch über Saarbrücken im Mittelalter

Der 53 jährige Dudweilerer will mit seinem Beitrag bewusst andere Wege gehen. Er ist zur Zeit mit Recherchen zu einem Kinder-Roman beschäftigt, der im Mittelalter spielen soll und die Deutschherrenkapelle und das Ordensgut als Schauplatz und Ort der Handlung haben wird. Zwei Waiserkinder sollen im Mittelpunkt des Romans stehen und den Lesern die damalige Situation nahe bringen, aufzeigen, wie die Menschen im Mittelalter gelebt haben.

Herzog, der Germanistik, Geschichte und Zeitungswissenschaften in Saarbrücken und München studiert hat, ist stark an historischen Themen interessiert und will mit seinem Roman auch Anregungen für Schulen und Schüler geben, „Wenn man vom kulturellen Leben des Mittelalters fasziniert ist, muss man besorgt feststellen, wie wenig Wissen heute im Geschichtsunterricht noch vermittelt wird“, sagt Herzog.

Saarbrücker Zeitung vom 7. 1. 1998

…..Axel Herzog schreibt in einer einfachen, eingängigen und bildhaften Sprache, die in die farbigen Szenen des Buches hineinzieht. Wer „Lorette und Simon“ liest, ist mit allen Sinnen bei der Sache. Wie die Suppe im Topf über dem offenen Feuer köchelt, wie die Ferkel quieken, die Räder des Heuwagens rumpeln, das Feuer in der Schmiede zischt und faucht. Er fiebert mit, wenn der heilkundige Laienbruder Friedrich einem Kranken in der Deutschherrenkapelle ein Bein amputieren muss. Er hört den Priester und Deutschritter Münnich von Hausen wortgewaltig predigen. Er hört die Händler auf dem Markt in St. Johann ihre Waren anpreisen. Er isst und trinkt genussvoll mit, als Isolde den Lothringer Bauer Franz in Alsting heiratet, und er leidet mit Lorette und Simon, die sich auf einem Schiff verstecken und lebensfefährliche Abenteuer bestehen müssen…….

Saarbrücker Zeitung vom 24.7.1998

…Einen leibhaftigen Schriftsteller haben Eric Bickelmann und Emanuel Baldes bisher noch nicht kennengelernt. Die beiden Jungen hatten mit 178 weiteren Schülerinnen und Schülern Gelegenheit, einen Autor hautnah zu erleben. Axel Herzog war zusammen mit seiner Frau Marga zu einer Lesung in die Gesamtschule Sulzbachtal gekommen. Mitgebracht hatte der in Dudweiler lebende Schriftsteller den Jugendroman „Lorette und Simon“……Aufmerksam lauschte das Publikum….Zuviel wurde nicht verraten, schließlich sollte die Veranstaltung die Schüler dazu anregen, selbst häufiger zum Buch zu greifen, wie die Deutschlehrerin Ulla Euschen-Mertens, Initiatorin der Veranstaltung erklärt. „Ziel ist die Leseförderung, wobei wir auch die Identität der Kinder als Dudweiler Kinder stärken möchten“, so Euschen-Mertens. „Deshalb finde ich es besonders interessant, dass mit Axel Herzog ein Schriftsteller in die Schule kommt, der selbst in Dudweiler lebt.“……Möglicherweise sollen Lesungen mit Axel Herzog für Schüler der Klassenstufe sieben zur festen Einrichtung werden.

Saarbrücker Zeitung vom 8./9.7.2006

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